Hohe Auszeichnung für Hans-Dieter Arntz

Euskirchener Wochenspiegel vom 12. November 2008
15.11.2008

Auszeichnung

 

ArntzHans-Dieter Arntz erhält eine der bedeutendsten internationalen Auszeichnungen für Nicht-Juden, den »German Jewish History Award« der Obermayer Foundation (USA). Die Auszeichnung wird am »Internationalen Holocausttag« (27. Januar) zum 9. Male in Berlin überreicht. Neben Arntz sind weitere vier Preisträger ins Berliner Parlament geladen. Sie alle haben »aus eigener Initiative herausragende Beiträge zur Dokumentation jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland« geleistet.

Euskirchen (wa). Der Euskirchener Hans-Dieter Arntz wird für sein Lebenswerk geehrt. Die Auszeichnung wird Walter Momper überreichen.

In seiner Sitzung am 22. Oktober hat eine internationale Jury entschieden, die 30-jährige Tätigkeit des Euskirchener Regionalhistorikers und Oberstudienrats i.R. Hans-Dieter Arntz zu würdigen. Zu dieser Jury zählten: Walter Momper (Berlin), Werner Loval (Jerusalem), Ernest Kallmann (Paris), Karen Franklin (New York), Ernest Cramer (Berlin), Sara Nachama (Berlin) und Arthur Obermayer (Boston).

Die Auszeichnung trägt den Namen des jüdischen Geschäftsmannes Arthur Obermayer, dessen Eltern in den 30er Jahren aus Deutschland in die USA auswanderten und dort zu Ansehen gelangten. Mit seiner Stiftung will Obermayer das Ansehen der Deutschen im Ausland verbessern. Die bekannte amerikanische Stiftung kooperiert bei der Ehrung mit dem Abgeordnetenhaus der Bundeshauptstadt Berlin.

Als Hans-Dieter Arntz am 22. Oktober persönlich vom Repräsentanten des German Jewish Community History Council (in West Newton/USA) zuerst online und dann telefonisch über die Ehre informiert wurde, »konnte ich die Würdigung zuerst nicht glauben«, so Arntz auf WochenSpiegel-Nachfrage. »Erst nachdem ich die Namen der vielen jüdischen Antragsteller, mit denen ich seit Jahrzehnten in Kontakt stehe, hörte, schied für mich eine Verwechslung aus«.

Die Satzung des German Jewish History History Council sieht vor, dass die künftigen Preisträger nur von jüdischen »nominators« vorgeschlagen werden können, die außerhalb von Deutschland leben. In der Regel handelt es sich hier um etwa drei bis fünf jüdische Antragsteller. Die federführende Genealogin Shulamit Spain-Gayer (Schottland) hatte jedoch bei ihrem Antrag zusätzlich 16 weitere Befürworter - aus Schottland, der Schweiz, Italien, den USA und Israel anführen können. Einige zählen auch zu den ehemals in der Eifel und Voreifel beheimateten jüdischen Mitbürgern.

Die älteste Antragstellerin war die 95-jährige Emmy Kaufmann, verh. Golding aus London, die aus Kommern gebürtig ist. Auch die aus Sinzenich stammenden und in Amerika verheiraten Schwestern Ilse und Ruth Scheuer gehörten zu den »nominators«. Beide hatten Theresienstadt und Auschwitz überlebt. Seit ihrem Originalbericht im Projekt von Steven Spielberg »Survivors of the Shoah: Auschwitz« hat ihr Name Gewicht. Weiterhin wurde der Vorschlag der schottischen Genealogin Spain-Gayer durch Dr. Wolf Murmelstein unterstützt, Sohn des berühmten Judenältesten von Theresienstadt.

Auch Vertreter des Leo Baeck Instituts in New York, jüdische Historiker und Dr. Gerald Weiss, ein Verwandter von »Jupp« Weiss, dem charismatischen Judenältesten von Bergen-Belsen, unterstützten den Vorschlag, den Euskirchener Regionalhistoriker Hans-Dieter Arntz für sein Lebenswerk auszuzeichnen.

Insgesamt sechs Gründe führten zu Arntz’ Nominierung. Dabei handelte es sich nicht nur um Publikationen, sondern:

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Sensibilisierung der Bevölkerung im Bereich Bonn - Köln - Aachen (Eifel und Voreifel) für die Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte durch Vorträge im In- und Ausland sowie Radio- und Fernsehinterviews. 

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Pädagogische Problematisierung des Themas »Judenverfolgung, Nationalsozialismus und Holocaust« bei Schülern und Studenten.

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Publikation fundamentaler regionalhistorischer Werke zum Thema »Judentum in der Eifel und Voreifel«.- Deutsch-jüdische Partnerschaften und »Wiedersehensfeiern«.

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Benennung von Straßen, Vorschläge für Mahnmale, Pflege jüdischer Friedhöfe im Rheinland, Denkmalschutz für Landsynagogen. 

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Weitere Verdienste (u.a. Projekte wie z.B. »Josef Weiss«, stark frequentierte Website, intensive Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgern, Vervollständigung jüdischer Rentenbescheide, Kooperation mit etwa 40 jüdischen Archiven und Institutionen)

Die 30-jährige Kontinuität dieser Aktivitäten wurde als beispielhaft anerkannt.

Ein zweitägiges Programm in Berlin, ein Bankett im Opernpalais und die eigentliche Verleihung des German Jewish History Award im Berliner Abgeordnetenhaus durch dessen Präsident Walter Momper wird die deutsch-jüdische Arbeit von Hans-Dieter Arntz würdigen.

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